Erst wägen, dann wagen – dieser Spruch gilt fürs Leben im Allgemeinen und für Dein Startup im Besonderen. Wenn Du die gefährlichsten Klippen kennst, kannst Du Deine Reise mit Erfolg antreten.
Das Internet verleitet zur Sorglosigkeit. Wir sind alle toll vernetzt, helfen uns gegenseitig und mit Deinem Schwung wirst Du die Sache schon schaukeln. Mit anderen Worten: Ein Startup gründen ist das Einfachste der Welt! Aber in Wirklichkeit verliert sich dieser Anfängergeist bei vielen Startup-Gründern, wenn die Mühen beginnen. Und die beginnen oft sofort. Denn bevor Du mit Deinem tollen Produkt oder Deiner einmaligen Dienstleistung zum Gipfel des Erfolgs aufsteigst, musst Du Herausforderungen bewältigen- einen Standort wählen, Mitarbeiter einstellen, Marketingkonzepte entwickeln und Dich mit Steuerrecht und Buchhaltung auseinandersetzen. Du musst Vieles lernen, von dem Du noch nie gehört hast. Darum brauchst Du für Dein Startup Zeit. Denn die meisten Fehler von Gründern entstehen durch eine mangelhafte Vorbereitung. Wissen, Organisation und Durchhaltevermögen bringen Dich an den Punkt, an dem der Aufstieg beginnt.
Kein Basiswissen?
Du bist ein Überflieger in Deinem Fach. Herzlichen Glückwunsch. Aber das ist nicht der Schlüssel zum Startup-Erfolg. Bevor Du Deine wunderbaren Fähigkeiten entfalten kannst, musst Du die Startbahn vorbereiten. Diese Vorbereitungen können Probleme aufwerfen, von denen Du vorher noch nie gehört hast. Nimm Dir also Zeit und beschäftige Dich damit. Wie schreibt man einen Businessplan? Wie organisiert man seine Bücher oder kalkuliert seinen Gewinn? Wann muss man welche Steuern zahlen? Wie sicherst Du Dich selbst und Dein Unternehmen ab? Viele Fragen, zu denen es jede Menge Kurse, Beratungen und Online-Seminare gibt. Und das zu Recht. Denn die Basics wollen vor der Gründung gelernt sein.
Keine Zeit?
Dieser Punkt führt zur nächsten Fehlerquelle. Mag sein, dass Du Dir aller Herausforderungen bewusst bist, die auf Dich zukommen. Aber Du musst Dir auch Zeit für sie nehmen. Das typische gescheiterte Startup sieht so aus: Du hast die Idee des Jahrhunderts. Du verschaffst Dir einen schnellen Überblick über Deine To-Do-Liste. Kinderkram! Schließlich bist Du genial. Und den Rest erledigt das Internet. Aber dann stürzen alle Aufgaben gleichzeitig auf Dich ein. Und Du stellst fest, dass der Tag nur 24 Stunden hat. Also noch einmal von vorn: Du hast die Idee des Jahrhunderts. Du übst Selbstbeherrschung und paukst mehrere Monate lang Existenzgründung. Wenn Du Deine Hausaufgaben im Schlaf singen kannst, darfst Du loslegen.
Kein Businessplan?
Die beste Idee allein überzeugt noch keine Bank und auch keine Fördereinrichtung. Für Institutionen, Geldgeber, Mitarbeiter, Kunden und auch für Dich selbst brauchst Du einen Businessplan, der klar Dein Unternehmenskonzept und Deine Ziele beinhaltet und angibt, mit welchen Mitteln Du sie erreichen willst. Der Businessplan ist ein großes Vehikel auf dem Weg zum Erfolg. Lege ihn übersichtlich und vor allem präzise und klar strukturiert an. Das schafft Ordnung in Deinem Kopf und in dem der anderen. Ein gutes Instrument, um auf den Punkt zu kommen, ist der Elevator-Pitch: In ihm fasst Du alle Argumente für Dein Startup so zusammen, dass Du sie in zwei Minuten (während einer Fahrstuhlfahrt) überzeugend vortragen kannst.
Keine Klarheit über Produkt oder Service?
Hier geht es an Deine Kernkompetenz. Du hast ein Produkt entwickelt oder entdeckt, für das Du Kunden gewinnen willst. Wozu dient dieses Produkt? Welchen Nutzen hätten die Käufer davon? Wenn sich hier keine klaren Vorteile herausstellen lassen, bist Du mit Deiner Idee vielleicht auf dem falschen Dampfer. Das gleiche gilt für Dienstleister. Dein Service ist nur gut, wenn er wirklich gebraucht wird. Als Speiseeisverkäufer in der Antarktis machst Du eine schlechte Figur.
Keine Analyse des Marktes, der Zielgruppe und der Konkurrenz?
Wer als Startup-Gründer den Markt nicht erforscht, ist wie ein Schiff ohne Radargerät. Niemand eröffnet einen Deko-Laden, wenn es schon zwei andere Deko-Läden in der Straße gibt. Es sei denn, die Bewohner wären gut bei Kasse und stark an Deko interessiert. Wenn Du Dir nicht ein paar wichtige Fragen beantwortest, läuft Deine Gründung nach dem Prinzip Versuch und Irrtum. Wo solltest Du Dein Unternehmen ansiedeln? Welche Menschen interessieren sich für Dein Produkt bzw. Deine Dienstleistung? Was macht dieses Produkt oder diese Dienstleistung einmalig? Und wie viele Unternehmen treten als Mitbewerber auf? Anhand dieser Analysen lassen sich Marketingmaßnahmen präzisieren und unternehmerische Entscheidungen zielgerichteter treffen. Es wird kein Geld ‚verbrannt‘.
Kein Team auf die Beine gestellt?
Personalentscheidungen sind Zukunftsentscheidungen. Wähle die Menschen, mit denen Du Dein Startup auf Erfolgskurs bringen willst, mit Bedacht aus. Und wähle sie überhaupt aus. Mancher Gründer denkt sich: Ich brauche niemanden, der mir reinredet. Wenn das Projekt feste Formen annimmt, stelle ich ein. Meist mündet diese Haltung in der Einsicht, dass man seine eigenen Fähigkeiten überschätzt hat. Und manchmal ist es dann zu spät, weil wichtige Weichen nicht gestellt worden sind. Denn es gibt ganz viele Aufgaben im Umfeld der Gründung, die Du nicht kannst oder die Du Dir zeitaufwändig beibringen müsstest.
Da sind zum einen die produktions- bzw. dienstleistungstypischen Professionen, die Du einstellen musst. Auf der anderen Seite brauchst Du Fachkräfte, die sich um Dein junges Unternehmen selbst kümmern. Beim Thema Finanzen/Buchhaltung/Rechtliches siehst Du das vielleicht noch ein. Aber auf dem so wichtigen Startup-Sektor Marketing und Unternehmenspräsentation versucht sich so mancher Gründer als Laientexter und -designer. Es gibt doch so schöne Computerprogramme! Heraus kommen fade Slogans, fehlerhafte Texte, ein langweiliges Produktdesign und eine unattraktive Corporate Identity.
Niemals vergessen: Dein außergewöhnliches Produkt oder Deine großartige Dienstleistung sind der Motor Deines Unternehmens; die unverwechselbare Karosserie steuert das Marketing bei. Für Logodesign, Websiteerstellung und andere wichtige Startup-Auftritte lohnt es sich, einen professionellen Designer zu engagieren. Freiberufliche Designer schließen mit Unternehmen Projektverträge ab. Du holst Dir also alle Vorteile für eine solide Präsentation Deines Unternehmens ins Haus, ohne Dein Personalbudget mit diesem Posten dauerhaft zu belasten. Denn auch hier wartet eine Falle, in die manche Startup-Gründer tappen. Sie stellen für die vielen Aufgaben des Neubeginns zu viel Personal fest ein und legen dadurch ihr Budget für die notwendigen Anfangsinvestitionen lahm.
Keinen Plan von den Finanzen?
Beim Thema Finanzen hat der Glaube nichts verloren. Wenn Du jemals den Satz sagen solltest: „Ich glaube, wir geben zu viel Geld aus“, hast Du ein Problem. Denn damit drückst Du aus, dass Du nicht genau weißt, wie es um Deine Finanzen steht. Das ist für jedes Unternehmen tödlich. Am Anfang Deiner Erfolgsgeschichte steht der Finanzplan, in dem Du genau festlegst, wie viel Geld Du ausgeben musst, wie Du dieses Geld investierst, wie lange Du unter welchen Voraussetzungen liquide bist, mit welchen Gewinnen und Verlusten Du rechnen kannst und ob sich das Ganze überhaupt rentiert. Es schadet nicht, sich dafür bei der Konkurrenz umzusehen.
Welchen Umsatz haben vergleichbare Startups in den ersten zwei Jahren gemacht? Wie hoch sind ihre Ausgaben zum Beispiel fürs Marketing gewesen? Welchen Wert hat jeder neu gewonnene Kunde für Dein Unternehmen, welche Kosten verursacht er? Mit anderen Worten: Wie hoch ist die Marge, die Dein Produkt bzw. Deine Dienstleistung einbringt? Auch zu berücksichtigen, sind die festen Posten der Gehälter, Mieten, Verwaltungsgebühren, PKW-Kosten oder Repräsentations-Aufwendungen, die in Deine Monatsrechnung einfließen. Professionelle Buchhaltung ist die Basis Deiner soliden Finanzplanung. Wenn Dein Startup nicht klein und gut überschaubar ist, dann überlasse die Buchhaltung als Laie nicht einem Computerprogramm, sondern stelle echte Fachkräfte ein.
Keine Lust auf Netzwerken?
Selbstbewusstsein ist gut. Deine Produkte oder Dienstleistungen sind toll – keine Frage. Aber Selbstbewusstsein darf nicht zur Selbstisolation führen. Von den anderen Anbietern und Deinen Mitbewerbern kannst Du lernen und profitieren. Kommuniziere Deine Ideen, stelle Dich und Dein Startup dar. Aber sei auch bereit, kritisches Feedback anzunehmen. Handeln und Serviceleistungen anbieten heißt nicht, als Einzelkämpfer durch den Dschungel zu laufen. Du bist Teil einer Interessengemeinschaft, in der jeder seinen Vorteil findet.
Fazit
Als Startup-Gründer musst Du Dich in vielen Disziplinen bewähren. Behalte in den ersten Gründungsmonaten immer im Sinn, dass Du nicht alles kannst. Aufgabenbereiche wie Design, Marketing oder Buchhaltung müssen gegebenenfalls professionell vergeben werden, damit Dir genug Zeit für die Ausrichtung Deines jungen Unternehmens bleibt.
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