Designer-Interview: 12 Fragen an typo
In unserer Serie 12 Fragen wollen wir in unregelmäßigen Abständen Mitglieder aus der designenlassen.de-Community vorstellen. Für diese kleinen Interviews wählen wir Menschen aus, die auf designenlassen.de besonders aktiv sind und sich durch ihre gute Arbeit hervortun.
Diesmal steht uns Lotte Bandmann (designenlassen.de Benutzername: typo) Rede und Antwort.
Erzähl uns ein bisschen über Dich. Seit wann bist Du als Grafikdesigner tätig? Wie kamst Du zum Grafikdesign?
Nach dem Abitur habe ich für ein Jahr in der Agentur meines Kunstlehrers gearbeitet, eine Mappe zusammengestellt, mich auf das Aufnahmeprozedere vorbereitet und dann gleich das große Glück gehabt, einen Studienplatz in der Grafikdesign-Klasse der HBK Braunschweig zu bekommen.
Studiert habe ich dann lang und ausgiebig, knappe acht Jahre mit Höhen und Tiefen – das war damals noch möglich – und mit dem Studium bin ich quasi fließend in das Grafikdesignertum übergegangen.
Bist Du Vollzeit als Grafikdesigner tätig? Wo?
Ja, das bin ich, und zwar in Berlin.
Du hast bei designenlassen.de schon viele Wettbewerbe gewonnen. Hast Du einen Geheimtipp?
Mein Geheimtipp ist die Kommunikation: Wenn ich einen Entwurf einreiche, präsentiere ich ihn auch verbal. Das ist dann oft der Beginn eines konstruktiven und fruchtbaren Dialogs mit der Kundschaft. Nur so bekomme ich die Informationen, die ich für den Designprozess benötige. Das Briefing ist ja meist knapp und die Leute haben vieles Wichtige noch gar nicht zu Ende gedacht oder in Betracht gezogen. Dazu ist die Kommentarfunktion hier bei designenlassen von unschätzbarem Wert.
Wenn die Chemie stimmt, nehme ich die Kundschaft mit auf die Entwicklungsreise, oft auch in Echtzeit. Das Design wird gemeinsam erarbeitet und der Wettbewerb gewonnen.
Erfolgsrezept: Kommuniziert. Seid neugierig. Begeistert euch. Bezieht die Auftraggeber in den Gestaltungsprozess mit ein. Macht sie glücklich!
Welche Erfahrungen hast Du bereits mit designenlassen.de gemacht?
Hier auf der Plattform habe ich wirklich nur die allerbesten Erfahrungen gemacht. Ich weiß, worauf ich mich einlasse und lerne hier immer wieder neue Herausforderungen unterschiedlichster Geschmacksrichtungen kennen.
Wie hast Du von designenlassen.de erfahren, welchen Einfluss hat(te) designenlassen.de auf Deine Karriere?
Bei der Recherche nach „ich-weiss-nicht-was“ spuckte mir Google im Jahr 2012 eure Plattform aus. Da habe ich mehr spaßeshalber einen Entwurf eingereicht und den dann glatt sofort gewonnen.
Designenlassen.de ist seitdem mein ständig treuer Begleiter, die Wettbewerbe und Briefings sind mein Kreativitäts-Fitnessstudio.
Wie entwickelst Du ein neues Design, nachdem Du ein Briefing gelesen hast?
Mein Rezept ist es, zuerst einmal über etwas komplett anderes nachzudenken. Das verhindert zum einen, dass ich eine Idee bekomme, die ich schon hatte und zum anderen, dass mir etwas in den Sinn kommt, was ich woanders schon einmal gesehen habe. Ich nenne das „mich warmdenken“. So bekommt mein Hirn die Chance, von einem anderen Blickwinkel aus die Sache zu betrachten und es erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, auf neue Ideen zu stoßen.
Hast Du Lieblingsprojekte oder Lieblingsdesigns, auf die Du besonders stolz bist?
Stolz bin ich auf sie alle. Meine letzten „Gemeinschaftsproduktionen“ sind das „Orange-Burgermanufaktur- Logo“, wo die Kundschaft spontan die Idee hatte, doch „die Hand von Da Vinci“ eine Orange halten zu lassen:
Dann ist da das Logo für den Wohnzimmer-Showroom einer Schweizer Hochzeitskleider-Designerin mit einem frappierenden Gespür und Verständnis für ganz feine Typografie. Mit der Ausarbeitung der Rundungen des Herzens, der Strichstärke, der Festlegung des Weißraums und der Buchstabenabstände in den winzigen drei Zeilen der Visitenkarten, haben wir so einige Zeit verbracht. Die sich aber voll gelohnt hat, denn das Ergebnis ist eines, was sich prächtig sehen lassen kann:
Und oft ist auch nicht-weniger mal mehr:
Beim Logo von Lunalu, einem Antiquitätenladen mit integriertem Künstler-Sahnetorten-Café in einem winzigen Örtchen im Spreewald, habe ich mit dem sehr netten Besitzer bei der Entwicklung des Logos mit vielen Schnörkeln, die zwischen Jugendstil und ArtDeco anzusiedeln sind, meine helle Freude gehabt.
Was ist Deiner Meinung nach der schwierigste Teil beim Erstellen eines Logo-Designs?
Den Prozess der Logoerstellung vergleiche ich gern mit einer Leihmutterschaft:
Ich willige ein, das Kind zu bekommen, gehe schwer schwanger mit dem Logo, es gibt Komplikationen, Schmerzen, Zweifel, Wehen.
Dabei verliere ich mich so manchmal im Detail, verrenne mich und vergesse völlig, dass am anderen Ende erwartungsvolle Kunden warten, die sich wie verrückt auf ihr Logo freuen, mir dankbar sind und ich für die ganzen Mühen doch auch finanziell belohnt werde.
Wie bist Du auf den Benutzernamen typo gekommen?
Ich habe zu Beginn meines (Grafikdesign-)Studiums ein komplettes Semester damit verbracht, nur mit den Buchstaben TYP und O zu arbeiten. Das war das Geburtshalbjahr meiner Liebe zur Typografie. Seitdem führe ich den Namen typo.
Was tust Du, wenn Du gerade nicht designst?
Es vergeht kaum ein Moment, in dem ich nicht designe. Es ist für mich ein Teil meiner Art zu kommunizieren und ich kann nicht nicht kommunizieren. Ansonsten bin ich Teil einer großen Familie, habe drei prächige Kinder, backe gern, liebe die Großstadt, wie auch die Natur. Im Sommer schwimme ich täglich. Ich züchte Sukkulenten, lese Fachartikel, Politisches von Bob Woodward und Carl Bernstein. Bin süchtig nach amerikanischen Late-Night-Shows, Netflix-Serien und den Breaking News von CNN. Dann stricke ich noch manchmal analog an einer 80ies Strickmaschine von Passap.
Was unterscheidet Deiner Meinung nach ein schlechtes von einem wirklich guten Design?
Es gibt einen Haufen visuell nicht viel sagender Beliebigkeitsprodukte, die sich Design nennen.
! Beware of the stuff thrown on the famous „glass wall mockup“ !
Da wird in eine Suppe gespuckt, von der man das Rezept nicht kennt. Ich möchte das nicht werten, sie haben ihre Daseinsberechtigung, weil es (auch hier auf dem Portal) einen Haufen Kundschaft gibt, die gerade dies nachfragt.
Gutes Design kommuniziert, es schlägt eine Brücke zwischen Herz und Hirn. Eines meiner großen Vorbilder, der Typograf und Gestalter Kurt Weidemann, hat einmal gesagt:
„Gutes Design ist nicht demokratiefähig, über schlechtes Design abzustimmen lohnt nicht.“
Woher nimmst Du die Inspiration für Deine Designs?
Inspirationen bekomme ich ständig und von Überall: Manchmal ist es eine S-Bahn-Fahrt, bemalte Häuserfassaden, eine gute Zigarette, der Besuch bei Mutter, bestimmte Texturen, Bilder, Haptiken, von Pixies, Byörk, Rainald Grebe oder Nietsche.
Dann ist es der Austausch und Diskurs mit Designerfreunden und der Besuch von Design-Konferenzen, die oft dabei helfen, meinen Horizont zu erweitern.
Was für mich auch ganz wichtig für die Inspiration ist, mich immer mal wieder ordentlich zu langweilen. Langeweile birgt ein ungeheuerliches Inspirationspotential.
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