Als Designer stehst Du wie jeder andere in einem kreativen Beruf entweder ein Mal oder immer wieder vor der Frage, ob eine Festanstellung oder die Selbständigkeit besser ist. Was je nach Blickwinkel wie eine sehr einfache Entscheidung aussehen mag, wird zunehmend komplexer, wenn Du viele Details mit ins Spiel bringst. Wir versuchen, uns in diesem Beitrag beiden Positionen anzunähern.
1. Freiheit vs. Sicherheit
Wer als Freelancer oder selbständiger Designer arbeitet, wird von Angestellten oftmals für seine Freiheit beneidet. „Du kannst aufstehen, wann Du willst“, „Du kannst Dir Deine Auftraggeber selbst aussuchen“ oder andere Sätze fallen hier immer wieder. Schauen wir uns doch einmal an, wie es um die Freiheiten von Selbständigen und Freiberuflern bestellt ist.
Selbständige und Freelancer: Die Grenzen der Freiheit I
Stehst Du am Anfang Deiner Designerkarriere, sind es bestimmt die großen Aufträge, die Du anvisierst. Ob ein iPhone, die neue Website von Zalando oder gleich das Logo von Audi auffrischen, das sind Deine Ansprüche. Doch in der Realität als Selbständiger, kann es häufig ganz anders aussehen. Du hast zwar die Freiheit, die Aufträge anzunehmen, die Dir wirklich Spaß machen. Auf der anderen Seite steht jedoch eine knallharte Rechnung, die in der Frage mündet: Kann ich mir es leisten, diesen Auftrag abzulehnen oder sieht es diesen Monat dann mau aus? Die vermeintliche Freiheit der Auftragswahl, kann an dieser Stelle im schlimmsten Fall zur Sklaverei des Mammons werden. Oder ein anderes Beispiel: Wie ist es um die Freiheit bestellt, wenn Du überhaupt keine Aufträge erhältst, weil gerade Flaute ist, weil Du noch zu wenig bekannt bist und und und?
Halten wir fest: Die Freiheit als Selbständiger oder Freelancer kommt nicht von selbst, Du musst sie Dir zu einem großen Teil hart erarbeiten. Erst dann, wenn die Auftragslage gut ist und die vorhandenen Auftragsvolumina Deinen eigenen Ansprüchen an Arbeitszeit und Einnahmen entsprechen, entsteht ein kleines Gefühl von Freiheit.
Selbständige und Freelancer: Die Grenzen der Freiheit II
Der Mensch ist immer nur bis zu einem gewissen Maße belastbar. Als Selbständiger läufst Du jedoch häufig Gefahr, Deine Gesundheit den Aufträgen unterzuordnen. Denn schließlich bedeutet es für Dich, dass jeder Krankheitstag unbezahlt bleibt, weil Du nicht arbeiten kannst. Krankheit heißt Arbeitsausfall, Kostenausfall. Die Grenzen der Freiheit als Freelancer sind somit auch bei der Gesundheit erreicht. Um hier vorzubeugen, sollten selbständige Designer immer über einen ausreichenden finanziellen Puffer verfügen, mit dem sich auch zwei bis drei Wochen Arbeitsausfall kompensieren lassen. Und somit kommen wir wieder zu Punkt 1.2. zurück, dem möglichen Zwang zur Auftragsannahme.
Angestellte: Was bedeutet Sicherheit?
Freelancer sind meist auf der Suche nach neuen Aufträgen und somit nach Einkünften. Zugleich sind die Arbeitsverhältnisse in den meisten Fällen nicht durch Verträge abgesichert. Dem gegenüber stehen Angestellte. Sie erhalten jeden Monat ihr Gehalt, Steuern und andere Sozialleistungen sind bereits abgezogen. Der Urlaub ist bezahlt, ebenso werden Krankheitsausfälle gezahlt. Diese Vorteile werden von angestellten Designern in der Regel als Sicherheit empfunden.
Wer jedoch davon ausgeht, dass das Arbeitsleben heute vor allem im Marketingbereich oder in kreativen Berufen aus unbefristeten Festanstellungen besteht, liegt sicherlich falsch. Oftmals werden die Verträge auf ein Jahr beschränkt, in manchen Fällen werden Leistungsklauseln eingefügt. Wer in diesem Rahmenwerk arbeitet, darf sich darüber hinaus auf unbezahlte Überstunden einstellen. Am Ende bleibt von der vermeintlichen Sicherheit die Gewissheit, dass diese maximal ein Jahr andauert. Die Sicherheit besteht letztlich in der Abhängigkeit von Arbeitgebern. Entwickeln sich die Geschäftszahlen negativ, gibt es Verluste, somit ist Dein Arbeitsplatz auch als Angestellter gefährdet. Und Du hast es noch nicht einmal in der Hand. Als Selbständiger ist es immerhin möglich, bei einer Flaute aktiv zu werden.
2. Vielfalt vs. Beschränkung
Wer als Designer angestellt ist, muss in der Regel genau die Aufgaben übernehmen, die in der Agentur anstehen. Er kann sich seine Arbeiten somit nicht wirklich aussuchen, sondern nur aus dem Vorhandenen auswählen. Zudem hängt die Auswahl oder die Vielfalt von der Art der Agentur ab. Kleinere Agenturen mit einem überschaubaren Kundenstamm bieten hier in der Regel weniger Vielfalt. Allerdings ist auch bei großen Agenturen nicht gesagt, dass die Arbeiten sehr abwechslungsreich sind. Für Designer gibt es dabei häufig schon vordefinierte Grenzen, innerhalb derer die Arbeit erledigt wird.
Sofern Freelancer die volle Entscheidungsfreiheit haben, besteht hier die Möglichkeit, ein vielfältiges Arbeitsumfeld zu schaffen. Neben kleineren Aufträgen für den Handwerker um die Ecke kannst Du auch große Arbeiten für Unternehmen oder Projektaufträge übernehmen. Mit der Vielfalt steigt auch die Chance, die Gewinne weiter zu steigern. Als Angestellter bist Du in der Regel auf das aktuelle Gehalt bis zur nächsten Gehaltsverhandlung oder einem Aufstieg in der Agentur angewiesen.
3. Wenig denken vs. Viel denken
Hast Du schon einmal mit einem selbständigen Designer über Administration gesprochen? Selbständigkeit ist nämlich immer auch zu einem nicht zu unterschätzenden Teil zusätzlicher Aufwand. Wer als Freelancer arbeitet, muss an folgende Aspekte denken:
• Krankenversicherung: Bei Angestellten übernimmt der Arbeitgeber einen Teil. Wenn Du selbständig bist, musst Du Dich um Deine Absicherung kümmern. Hier hast Du die Wahl zwischen freiwillig gesetzlicher oder privater Krankenversicherung. In beiden Fällen wirst Du in der Regel mehr bezahlen als ein Angestellter.
• Steuern: Während bei Angestellten alle Steuern automatisch abgezogen werden, können auf Dich neben der Einkommensteuer auch Umsatzsteuer und Gewerbesteuer zukommen.
• Sozialabgaben: Angestellte zahlen automatisch in die Renten- und Pflegekasse ein. Es liegt als Selbständiger in Deiner Hand, Dich darum zu kümmern. Letztlich hängt es auch von Deinen Einnahmen und somit von Aufträgen ab, wie viel Du jeden Monat für die Vorsorge opfern kannst.
• Künstlersozialkasse: Je nach Art Deiner Arbeit musst Du auch an Abgaben an diese Einrichtung denken.
• Weitere Abgaben: In Deutschland gibt es je nach Branche Verpflichtungen, in einen Verband einzutreten. So kann es zum Beispiel erforderlich werden, dass Du als Selbständiger auch Abgaben an die IHK zahlen musst.
• Betriebskosten: Ganz gleich, ob mit oder ohne Angestellte, Du musst Dich als Freelancer um alles selbst kümmern, vom PC, über den Internetanschluss bis hin zum Briefumschlag für die Rechnungen. Diese Kosten kannst Du zwar absetzen, Du musst sie allerdings auch erst einmal verdienen.
Fazit
Für welchen Weg sich ein Designer letztlich entscheidet, kann niemals von außen bestimmt werden. Manchmal ist es eine typabhängige Frage, in anderen Fällen entwickelt sich eine Selbständigkeit von selbst. Dazu kommt außerdem, ob Du als Designer Familie hast, in einer Beziehung lebst oder Single bist. Letztlich hängt jede Entscheidung davon ab, welchen Grad an Sicherheit, Selbstbestimmung oder Verdienstmöglichkeiten Du wünschst. Am Ende musst DU zufrieden mit Deiner Wahl sein!
Hast Du irgendwelche Erfahrungen, Tipps oder Tricks für uns? Wir freuen uns auf deine Geschichte!