Für die meisten Grafikdesigner ist Adobe sicherlich ein Begriff, denn für die professionelle Erstellung von Logo-Designs wird in vielen Fällen mit dem Programm Illustrator gearbeitet. Auch ich arbeite seit eh und je mit Adobe, da dies schon das Gestaltungsprogramm während meiner Designausbildung war.
Vor einigen Jahren stellte Adobe dann komplett auf‘s Abonnieren um, so dass die Software nicht mehr einmalig käuflich, sondern monatlich mietbar wurde. Schnell habe ich damals noch die komplette Adobe Creative Suite 6 Master Collection erworben, die neben Illustrator, Photoshop und InDesign noch so allerhand andere Programme wie: Dreamweaver, Flash und Fireworks beinhaltet.
Aber Moment mal… stammen letztere nicht aus der Feder der Firma Macromedia? Richtig. Macromedia hatte seinerzeit neben Dreamweaver, Flash und Fireworks unter anderem auch FreeHand entwickelt. Für viele Designer eine tolle Alternative zu Illustrator. Bis Adobe 2005 Macromedia übernahm und FreeHand einstampfte, bzw. nicht mehr weiterentwickelte. Als Folge stiegen die meisten dann auf Adobe Illustrator um, wodurch die Software sowohl an Kundschaft, als auch an Bekanntheit gewann.
Es gibt einige alternative Programme mit denen man Vektorgrafiken erstellen kann – welche dieser Programme können für den Beruf als Grafikdesigner und zum Logoserstellen in Erwägung gezogen werden? Diese Frage habe ich mir gestellt und drei Softwares ausgesucht und miteinander vergleichen.
Inkscape
Bei Inkscape handelt es sich um eine Freeware, die kostenlos heruntergeladen und verwendet werden kann. Dies ist schon mal ein schöner Pluspunkt in Sachen Kosten, wo man doch bei Adobe jeden Monat Miete zahlen muss 🙂 Inkscape ist eine quelloffene Software, die für Windows, Mac und Linux als Open Source Programm zur Verfügung steht. Mit ihr lassen sich Vektoren erstellen und bearbeiten.
Das Programm unterstützt standard-konforme SVG- und SVGZ-Dateien, andere Dateiformate wie PDF, AI, CDR und VSD lassen sich importieren. Die Exportfunktion unterstützt unter anderem PNG, DXF, PDF, EPS und PostScript. Mit Inkscape lassen sich Neben Vektorgrafiken, auch Banner und Icons erstellen.
Neben der Auswahl verschiedener Zeichenwerkzeuge, lassen sich Pfade umfangreich bearbeiten und Formen erstellen (Rechteck, Ellipse, Stern etc.), Pixelgrafiken einbinden und vektorisieren und Texte erstellen, die sich in Pfade umwandeln lassen. Objekte können unter anderem gruppiert, skaliert und geneigt werden. Durch das arbeiten mit verschiedenen Ebenen, bietet sich außerdem die Möglichkeit, diese neu anzuordnen, auszublenden, oder zu sperren. Dateien lassen sich in RGB, CMYK und HSL erstellen und bearbeiten. Objekte können gefüllt und mit Kontur versehen werden. Auch Farbverläufe lassen sich mit Inkscape gestalten.
Die Bearbeitung von Vektorgrafiken ist hier ähnlich wie bei Illustrator, Freehand oder Xara. Wer sich in einem dieser Programme wohlfühlt, der kommt auch schnell mit Inkscape zurecht. Es ist allerdings nicht die erste Wahl, wenn es um ein Programm für die Druckvorstufe geht.
XARA
Xara Designer Pro X365 ist ein umfangreiches Programm, das verschiedene Bereiche unter einen Hut bringt. Neben der Erstellung von Illustrationen, Vektorgrafiken und Layouts, bietet Xara auch die Möglichkeit Bilder zu bearbeiten und Webseiten zu basteln. Diverse Effekte wie Transparenz, Schatten oder Verläufe lassen sich anwenden, indem man diese direkt aus der Werkzeugleiste auf das Objekt zieht. Für ein detailliertes Arbeiten bietet Xara einen Zoom von bis zu 25000% an. Sehr schön ist auch die Option grenzenlos viele Arbeitsschritte rückgängig machen zu können. Objekte lassen sich drehen, verschieben und in der Größe neu anpassen. Die integrierte Grafikbibliothek stellt darüber hinaus über 2500 Elemente als Vorlagen zur Verfügung. Ebenso unterstützt XARA die Textbearbeitung. Hier lassen sich Styles erstellen, Zeilen- und Ziffernabstände editieren und sogar Wörter zählen.
Das Programm unterstützt neben den Bitmap Formaten GIF, JPG, PNG, TIFF, PSD und RAW, die Vektorformate EPS/AI, PDF, SVG und EMF/WMF. Auch mit Word, HTML und Flash kann Xara umgehen. Es handelt sich um eine toll Software, mit der man sowohl wunderbar Logos, als auch weitere Corporate Design Elemente, wie Visitenkarten, Prospekte und Websites erstellen kann. Das Programm ist für den professionellen Einsatz gedacht, ist einfach zu bedienen und hat den Vorteil mehrere Softwares in einer zu vereinen.
Affinity
Affinity Designer, von der Firma Serif aus England, ist ein Vektorprogramm, das von Designern für Designer entwickelt und von Profis umgesetzt wurde. Direkt nach ihrer Veröffentlichung wurde Affinity in vielen Ländern, darunter Deutschland, USA und Frankreich, schnell zur im App-Store meistverkaufte Software und hat neben unzähligen Top-Bewertungen, außerdem den Editors‘ Choice und Apple Design Award eingeheimst.
Nachdem Affinity in meinem Freundeskreis mehrmals zur Sprache kam, habe ich mich selbst einmal schlau gemacht, was diese Software, die als Konkurrenz zu Adobe Illustrator diskutiert wird, eigentlich so kann und meine Recherche endete damit, dass ich mir das Programm anschließend selbst zulegte 🙂
Es eignet sich sowohl für die Erstellung von Vektorgrafiken, als auch für das Entwerfen von Websites, Icons und Werbematerial. Wer außerdem UI-/UX-Elemente gestaltet, der wird sich mit dem integrierten, umfangreichen UI-Kit bestens wohlfühlen.
Affinity Designer arbeitet in den Farbräumen RGB, CMYK, LAB, Graustufen, Unterstützt PANTONE-Farben und eignet sich darüber hinaus als Programm für die Druckvorstufe.
Die Dateikompatibilität ist recht ordentlich, mit einem optimalen PSD-Import und der Unterstützung von EPS, PDF, SVG und FH Dateien. Außerdem sorgt das gemeinsames Dateiformat .af für eine 100%ige Kompatibilität zwischen Mac und Windows. Für die Ausgabe lassen sich Ebenen, einzelne Elemente oder ganze Dokumente als PNG, JPG, GIF, TIFF, PDF, PDS, EPS oder SVG abspeichern.
Auch mit Affinity erlernt man den Umgang der Werkzeugen und der Arbeitsflche intuitiv, wenn man mit Illustrator vertraut ist. Das Programm bietet eine umfangreiche Ebenenverwaltung und eine große Auswahl an Effekten. Mit einem Zoom von 10.000.000% kann man seine Arbeit bis ins allerkleinste Detail einsehen und außerdem zwischen einer Standard- oder Retina-Auflösung wählen. Anhand eines Schiebereglers lässt sich in Echtzeit durch die bis dahin getane Arbeit reisen.
Textbearbeitung ist ebenso kein Thema bei Affinity. Texte lassen sich platzieren, formatieren, auf Pfaden erstellen und mit Stiloptionen versehen. Durch die Unterstützung von Wacom-Tabletts und der großen Auswahl an kostenlos zu installierenden Pinseln, kann man sich auch toll mit dem Grafiktablett austoben. Zusätzlich lassen sich Designs direkt aus Affinity per E-Mail verschicken, oder auf Facebook, Twitter oder Flickr veröffentlichen.
Fazit
Die genannten Funktionen der vorgestellten Softwares, waren natürlich bei weitem nicht alles, was die Programme zu bieten haben. Ich hoffe aber, dass dieser kleine Einblick Euch verholfen hat, ein Bild von den Softwares zu kriegen und Euch vielleicht auch auf die ein oder andere neugierig gemacht hat.
Abschließend lässt sich sagen, dass es gute bis sehr gute Alternativen zu Illustrator gibt. Inkscape ist ein tolles Vektorprogramm, das aber meiner Meinung nach nicht ganz an die Professionalität von Illustrator heran kommt. Xara dagegen ist eine recht schnelle und präzise Software, die für rund 280€ erhältlich ist. Serif ist mit Affinity Designer ebenso ein leistungsstarkes Produkt gelungen, das es schon für rund 50€ zu kaufen gibt.
Links
Inkscape: inkscape.org
Xara: xara.com/eu/designer-pro/
Affinity: affinity.serif.com/de/designer/