In diesem Auftraggeber-Interview steht uns Stephanie Arndt von „NASAR.LAND“, Rede und Antwort. Sie hat ihr Etiketten-Design auf designenlassen.de gefunden. Hier geht’s zu ihrem Projekt: Etiketten für Olivenöl-Intensivcreme.
Erzählen Sie uns doch etwas über sich und Ihr Unternehmen:
Mein Name ist Stephanie Arndt, ich bin eigentlich Humanmedizinerin, habe aber den weißen Kittel und Stethoskop gegen einen Trecker getauscht und betreibe auf über 100 ha in Spanien eine Landwirtschaft mit Wein, Oliven und Mandeln. Unter der Marke NASAR.LAND, die nach dem etwas eigenwilligen Hauspferd Nasar benannt wurde und gleichzeitig unsere Internetdomain darstellt, vertreiben wir unsere Produkte.
Meine Aufgaben im Unternehmen? Ich bin eigentlich für alles zuständig. Von der Produktentwicklung bis hin zum Marketing und Vertrieb, sowie den landwirtschaftlichen Anbau. In einigen Bereichen wird on demand Hilfe zugebucht, zum Beispiel in der Erntezeit. NASAR.LAND ist bislang ausschließlich eigenfinanziert. Ich muss daher keine Renditen für Investoren erfüllen und meine Nachhaltigkeitsprinzipien nicht über Bord werfen.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich auf Bio-Produkte zu spezialisieren?
In Deutschland wohnte ich eine Zeit lang in einem Gebiet, wo ausschließlich konservative Landwirtschaft betrieben wurde. Das war furchtbar. Es war ein Raubbau an der Natur und ständig wurde gespritzt. Einmal war ich joggen und bekam plötzlich kaum Luft. Ich hatte Kopfhörer auf und Musik gehört, deshalb hatte ich den Trecker nicht wahrgenommen, der in rund 400 m Entfernung auf einem Feld arbeitete. Es wurde gerade das Herbizid Roundup versprüht. Dieses Gift hat sogar mir, die hunderte Meter entfernt war, das Atmen erschwert. Das kann nicht gesund sein!
Auch fiel mir auf, dass die Landwirte in der Region völlig achtlos mit der Natur umgingen: Monokulturen, Gülle ins Abwasser, Müllentsorgung (Coladosen etc.) aus dem fahrenden Auto. Man darf nicht nur nehmen, man muss auch geben. Wenn die Natur Ernte schenkt, muss man ihr an anderer Stelle wieder etwas zurückgeben. Ich achte bei meinen Flächen darauf, dass ich immer wieder Naturflächen zwischen den Anbauflächen habe, Wein-, Mandel- und Olivenflächen sich abwechseln. Ich betreibe keinen Intensivanbau und arbeite natürlich ausschließlich ökologisch kontrolliert und nachhaltig. Raubbau an der Natur und Profitgier empfinde ich als hochgradig egoistisch.
Was genau haben Sie auf designenlassen.de ausgeschrieben und wieso haben Sie sich dazu entschieden, das Projekt als Designwettbewerb durchzuführen?
Unser Olivenöl aus den Bio-Oliven habe ich vorher auch im Haushalt für die Hautpflege benutzt. Auch als Hauspferd Nasar sich schwer verletzt hatte und rund 7 Monate in der Uniklinik Barcelona stationär war, haben wir mit Olivenöl die Hautheilung gefördert, um den riesigen Wunddefekt elastisch zu halten. Auch hatte ich die Arbeiter auf den Feldern beobachtet, wie sie sich zum Hautschutz Olivenöl auf die Hände gossen. Auch Kinder im Wickelalter bekommen hier in Spanien Olivenöl auf den Hintern.
Die Schutz- und Pflegewirkung von Olivenöl ist unumstritten, aber ich fand die flüssige Anwendung etwas unpraktisch, deshalb überlegte ich mir, wie man das Olivenöl in eine Cremeform überführen könnte. Das ist nun gelungen, rein mit Naturzutaten. Die Olivenölcreme hat den Namen Olivine erhalten und besteht zu 93% aus unserem Bio-Olivenöl, der Rest der Zutaten, also 7%, sind natürliche Zutaten, die das Olivenöl in eine cremige Konsistenz überführen. Soviel zur Vorgeschichte.
Nachdem soviel Vorarbeiten in „Olivine“ steckten, sollte nun ebenfalls beim Etikett professionell gearbeitet werden. Deshalb habe ich mich entschlossen, das Etikett als Wettbewerb bei designenlassen.de auszuschreiben. Ich hatte mir vorher Gedanken gemacht, wie das Etikett aufgebaut werden sollte: Ein Etikett für die Dosenoberseite und ein Etikett mit Informationen und Pflichtangaben für die Dosenunterseite. Dann habe ich rausgearbeitet, welche Informationen auf welchem Etikett vertreten sein sollten. Darüber hinaus habe ich die Zielgruppe beschrieben. Je konkreter man das Briefing gestaltet, umso besser kann der Designer arbeiten und weiß, in welche Richtung es gehen soll.
Was hat Ihnen besonders gut am Projektverlauf gefallen?
Wahnsinnig toll war für mich, mit welchem Herzblut die Designer sich eingebracht haben. Sie haben sich so viele Gedanken gemacht, tolle Entwürfe präsentiert und nach meinen Kommentaren die Inhalte super kreativ weiter verarbeitet. Es gab insgesamt 64 Entwürfe, das ist doch sensationell!! Ich hatte eine sehr, sehr angenehme Zusammenarbeit mit den Designern. Man fühlte sich in dem Projekt wie ein großes Team bei dem alle am selben Strang ziehen. Toll!
Können Sie uns sagen, warum Sie sich für genau dieses Gewinnerdesign entschieden haben?
Es war total schwer für mich den Gewinner zu verkünden, weil ich ein schlechtes Gewissen gegenüber den anderen Designern hatte, die jetzt nicht gewonnen hatten. In meinen Augen gab es sehr viel mehr Gewinner als nur einen!!
Insgesamt 4 Entwürfe zzgl. ihren Untervarianten waren in der engeren Auswahl. Ich habe immer ein Team um mich, dass eine ganz unterschiedliche Zusammensetzung hat: alt, jung, weiblich, männlich, aller Bildungsniveaus. Hier ließ ich natürlich ebenso über die Entwürfe abstimmen. Es kristallisierte sich kein eindeutiger Sieger heraus, allenfalls leichte Tendenzen. Ich bin dann dazu übergegangen, die Entwürfe ganz sachlich und emotionslos anhand einer Kriterientabelle abzuarbeiten und dort zeigte sich, dass der dann zum Gewinner ausgerufene Entwurf relativ klar vorne lag. Ausschlaggebend war daneben der am besten umgesetzte Schriftzug „Olivine“, der als Wort-Bild-Marke geschützt werden soll.
Das Etikett ist auffallend, vor allem wegen der Signalfarbe „Orange“, die man zunächst gar nicht mit Oliven in Verbindung bringen würde (daher eine gute Abgrenzung zu anderen Etiketten in dem Bereich). Der Schriftzug „Olivine“ ist in der Schrift gut lesbar und durch die Schreibschrift wird der „handgemachte“ Charakter unterstrichen. Er ist außerdem einprägsam durch die Olive anstatt dem „O“. Auch sind die weiteren Informationen harmonisch in das Design eingebettet.
Haben Sie hilfreiche Tipps für andere Auftraggeber, die ein Projekt ausschreiben möchten?
Ich denke, der Auftraggeber muss sich vorher ausreichend Gedanken darüber gemacht haben, was er eigentlich möchte. Die Informationen für das Briefing müssen unbedingt vom Auftraggeber erarbeitet werden. Mir berichtete eine Designerin, dass sie von einem Auftraggeber beschimpft wurde, weil sie sein Briefing nicht umgesetzt hatte. Dass vielleicht sein Briefing nicht perfekt war, ist dem Auftraggeber dabei nicht in den Sinn gekommen. Die Designerin war danach so getroffen von der Beschimpfung, dass sie tagelang danach nicht mehr kreativ arbeiten konnte und frustriert den Computer ausgeschalten ließ. Das darf nicht sein!!
Des Weiteren braucht der Designer ein detailliertes Feedback.
- Erstens, weil er sich Mühe gegeben hat mit dem Entwurf. Da kann man sich als Auftraggeber auch ruhig Mühe geben mit der Antwort.
- Zweitens ist das Feedback wichtig, damit der Designer mit dem Entwurf weiter arbeiten kann oder bei einem zweiten Entwurf weiß, worauf er achten soll. „Ja, nee, gefällt mir irgendwie nicht…“ – das ist zu wenig!
Meiner Meinung nach, sollte man zunächst einmal loben, was einem gut an dem Entwurf gefällt, zum Beispiel die Anordnung der Elemente, die Farbwahl oder der Schriftzug. Dann ansprechen, was einem nicht so gut gefällt und zugleich begründen, zum Beispiel: „Der Entwurf ist zu brav, vielleicht liegt es auch an den gedeckten Farben oder an dem Fehlen eines ins Auge springenden Elements. Wir müssen uns im Regal etwas von der Konkurrenz abgrenzen. Versuchen Sie es weiter mit dieser Vorgabe, seien Sie kreativ, vielen Dank.“
Natürlich setzt das voraus, dass der Auftraggeber sich im Vorfeld darüber Gedanken gemacht hat, was er erreichen will mit dem Etikett. „Ich brauche mal ein schickes Etikett, nun macht mal“ – so kann es nicht funktionieren. Es bedarf klare Zielansprache und konstruktive Kritik. Und immer bedenken: Die Designer sind Menschen aus Fleisch und Blut, die mit Herzblut dabei sind und viele von Ihnen sind auch verletzbare Künstlerseelen.
Wie geht es jetzt weiter? Was sind Ihre zukünftigen Pläne mit dem neuen Design?
Das Olivenöl ist auf dem Weg nach Deutschland in ein Unternehmen, dass die Creme für uns herstellt und abfüllt. Dann werden die Etiketten aufgeklebt und „Olivine“ ist geboren. Der Vertrieb findet dann zunächst in unserem Onlineshop statt (www.NASAR.LAND) und dann sehen wir einmal weiter.
Unsere Weine und Olivenöle gab es anfangs auch im Supermarkt, aber ich habe das etwas gestoppt. Ich finde es schöner, direkt mit dem Kunden in Kontakt zu sein. Kurzfristig verkauft man natürlich an den Supermarkt mehr. Dort sind ja ganze LKWs mit Paletten hingefahren. Aber langfristig setzte ich mehr auf unseren Onlineshop und den direkten Kontakt mit den Kunden. Das ist zwar aufwendiger und es dauert länger bis es sich finanziell trägt, ist dafür aber erfüllender und nachhaltiger. Genau wie der Bioanbau.
Wir bedanken uns bei Stephanie Arndt für das tolle Interview und wünschen ihr weiterhin viel Erfolg! 🙂
Du bist auch auf der Suche nach einem einzigartigen Etikett?
Starte einen eigenen Designwettbewerb auf designenlassen.de und erhalte zahlreiche Vorschläge von unterschiedlichen Designern. Kein Risiko durch Preisgeld-zurück-Garantie.
Jetzt startenMehr erfahren