Eine Insolvenz ist für viele Unternehmer ein Albtraum. Plötzlich wird aus einem florierenden Geschäft eine finanzielle Katastrophe. In diesem Fall steht auch die Zukunft des Unternehmens auf dem Spiel. Doch es gibt Möglichkeiten, eine Insolvenz zu vermeiden oder das Ruder rechtzeitig herumzureißen. In diesem Artikel erfährst Du, was eine Unternehmensinsolvenz bedeutet, welche Insolvenzverfahren es gibt, wie Du eine solche Situation vermeiden kannst und ob ein insolventes Unternehmen noch gerettet werden kann.
Was passiert bei einer Unternehmensinsolvenz?
Eine Unternehmensinsolvenz tritt ein, wenn ein Unternehmen zahlungsunfähig oder überschuldet ist. Zahlungsunfähigkeit bedeutet, dass das Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seine fälligen Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen. Bei Überschuldung übersteigen die Schulden das Vermögen des Unternehmens, sodass die Verbindlichkeiten nicht mehr beglichen werden können.
Wenn Du als Geschäftsführer feststellst, dass Dein Unternehmen zahlungsunfähig oder überschuldet ist, bist Du gemäß § 15a der Insolvenzordnung (InsO) gesetzlich verpflichtet, innerhalb von drei Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Diese Frist beginnt, sobald die Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung festgestellt wird. Wird der Antrag nicht rechtzeitig eingereicht, drohen persönliche Haftung und strafrechtliche Konsequenzen. Gemäß § 15a Abs. 4 InsO kann das sogar als Straftat geahndet werden und zu Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren führen.
Bei einer Insolvenz wird ein Insolvenzverfahren eingeleitet, in dem ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird. Dieser prüft, ob das Unternehmen saniert werden kann oder ob es abgewickelt wird. Ziel des Verfahrens ist es, die Gläubiger des Unternehmens möglichst gleichmäßig zu befriedigen und den Fortbestand des Unternehmens zu prüfen.
Welche Insolvenzverfahren gibt es?
In Deutschland gibt es mehrere Verfahren, die bei einer Unternehmensinsolvenz infrage kommen:
- Regelinsolvenzverfahren: Dieses Verfahren wird bei größeren Unternehmen angewendet, die nicht als Kleinunternehmen oder Selbstständige gelten. Es wird ein Insolvenzverwalter bestellt, der die Geschäfte des Unternehmens führt. Er versucht außerdem, eine Lösung für die finanzielle Krise zu finden.
- Eigenverwaltung: In diesem Verfahren bleibt die Geschäftsführung im Amt und darf das Unternehmen unter Aufsicht eines Sachwalters weiterführen. Durch diese Eigenverwaltung behältst Du die Kontrolle über Dein Unternehmen und kannst eigenständig einen Sanierungsplan umsetzen.
- Schutzschirmverfahren: Mit dieser Sonderform der Eigenverwaltung kannst Du Dein Unternehmen unter einem „Schutzschirm“ vor Gläubigern sanieren. Du hast bis zu drei Monate Zeit, um einen Insolvenzplan zu erstellen, der die Gläubiger überzeugt und Dein Unternehmen wieder auf gesunde Füße stellt.
- Insolvenz in Eigenregie: Wenn Du als Selbstständiger oder Freiberufler tätig bist, kann es auch zur sogenannten „Verbraucherinsolvenz“ kommen. Hierbei handelt es sich um ein vereinfachtes Verfahren. Dieses gilt für Personen, die keine größere Firma betreiben.
Kann ein insolventes Unternehmen gerettet werden?
In vielen Fällen kann ein insolventes Unternehmen tatsächlich auch noch gerettet werden. Es kommt jedoch auf die jeweilige Situation an und wie tief Du bereits im Schlamassel steckst. Reagierst Du frühzeitig und leitest rechtzeitig Schritte ein, dann gibt es durchaus Chancen, dass Du Dein Unternehmen sanieren kannst. Auch hierzu haben wir einige Tipps für Dich:
- Nutze Sanierungsverfahren (Eigenverwaltung oder Schutzschirmverfahren), damit Du Dein Unternehmen sanieren kannst.
- Erstelle einen Insolvenzplan: Dieser kann helfen, Dein Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Der Plan wird den Gläubigern vorgelegt und zeigt auf, wie das Unternehmen entschuldet und langfristig saniert werden soll. Stimmen die Gläubiger dem Plan zu, kann das Unternehmen oftmals weitergeführt werden.
- Finde neue Finanzierungsquellen: Du kannst durch externe Finanzierungen wie neue Investoren oder Kreditlinien möglicherweise frisches Kapital beschaffen, um Dein Unternehmen zu retten.
- Verkaufe oder fusioniere: Eventuell ist es sogar eine Überlegung für Dich, Dein Unternehmen ganz oder nur teilweise zu verkaufen oder alternativ mit einem anderen Unternehmen zu fusionieren, um die Insolvenz zu verhindern.
Wie kannst Du eine Unternehmensinsolvenz vermeiden?
Es ist ganz logisch, dass Du eine Insolvenz vermeiden möchtest. Das Beste, was Du tun kannst, ist stets vorausschauend zu handeln. Wir haben hierzu ein paar passende Tipps für Dich.
Behalte die finanzielle Übersicht
Für Dich als Unternehmer ist es das A und O, regelmäßig einen Blick auf Deine Finanzen zu werfen. Führe detaillierte Buchhaltungsunterlagen, erstelle monatliche oder quartalsweise Bilanzen und behalte die Liquidität immer im Auge. Achte außerdem auf die Frühwarnzeichen wie sinkende Umsätze oder steigende Schulden.
Senke Deine Kosten
Wenn Du merkst, dass Dein Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten steckt, ist es wichtig, dass Du überflüssige Kosten sofort reduzierst. Du kannst zum Beispiel bestimmte Projekte streichen, die keine kurzfristigen Erträge bringen. Vielleicht bekommst Du bei Lieferanten kurzfristig auch bessere Konditionen, wenn Du verhandelst.
Verbessere Dein Forderungsmanagement
Offene Rechnungen können schnell zu Liquiditätsengpässen führen. Sorge also dafür, dass Dein Forderungsmanagement gut funktioniert. Fordere Deine Kunden regelmäßig zur Zahlung auf und zögere auch nicht, mal eine Mahnung zu verschicken. Bei großen Außenständen kann auch der Verkauf der Forderungen (das sogenannte Factoring) eine mögliche Option sein.
Suche Dir professionelle Hilfe
Wenn sich finanzielle Probleme abzeichnen, solltest Du niemals zögern, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Steuerberater oder Unternehmensberater kann Dich dabei unterstützen, Deine Finanzen zu restrukturieren und einen Sanierungsplan zu entwickeln.
Plane die Restrukturierung und Sanierung
Manchmal reicht es nicht aus, die Kosten zu senken oder das Forderungsmanagement zu verbessern. In diesen Fällen ist es wichtig, dass Du eine umfassende Restrukturierung des Unternehmens in Betracht ziehst. Vielleicht müssen die Geschäftsprozesse umgestellt oder sogar das Personal reduziert werden. Manchmal ist es auch ratsam, dass Du Dich auf profitablere Geschäftsfelder konzentrierst.
Kommuniziere frühzeitig mit Gläubigern
Gläubiger sollten so früh wie möglich darüber informiert werden, dass Du in finanziellen Schwierigkeiten steckst. Oft sind diese bereit, Zahlungspläne oder Ratenzahlungen zu akzeptieren, wenn sie über die Situation Bescheid wissen. Ein offenes und ehrliches Gespräch kann oft mehr bewirken als eine plötzliche Nichtzahlung.
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