Arial, Times, Helvetica – wer sich mit Typografie auseinandersetzt, der stolpert früher oder später (wahrscheinlich ziemlich früh 🙂 ) über diese recht bekannten Schriftarten. Warum sind sie so populär? Sind sie besonders ausgefallen oder ist es genau das Gegenteil? Was macht einen Font zu einem guten Font und warum sind manche so beliebt und andere dagegen verpönt?
Was ist ein Font?
Bevor wir uns mit den Eigenschaften eines guten Fonts befassen, ist es wichtig zu verstehen, was ein Font ist. Ein Font ist eine Sammlung von Zeichen, die in einer bestimmten Schriftart und -größe dargestellt werden. Es gibt Tausende von Fonts zur Auswahl, von denen jeder seine eigenen einzigartigen Eigenschaften hat.
Die Lesbarkeit
Um dies zu beurteilen, müssen wir uns erst einmal fragen, was möchten wir mit einem von uns ausgewählten Font erreichen? Was ist unser Ziel? Allgemein kann man sagen, dass Lesbarkeit die oberste Priorität haben sollte. Wenn wir etwas schreiben, dann normalerweise zu dem Zweck, dass man es anschließend auch lesen kann. Und dies, wenn möglich, ohne Schwierigkeiten. Denn unsere Augen sind leicht zu irritieren!
Sicherlich ist es Dir auch schon passiert, dass Du einen Satz oder eine Zeile doppelt lesen musstest, weil Du Probleme mit der Lesbarkeit hattest. Natürlich spielen Zeilen- und Buchstabenabstände dabei eine große Rolle, auch ob alles in Versalien (Großbuchstaben) geschrieben ist. Aber die Frage ist: was muss ein Font mitbringen, dass er unseren Augen schmeichelt und wir ihn positiv auffassen?
Ein guter Font sollte alle nötigen Buchstaben und Zeichen beinhalten, die wir zu unserem Verwendungszweck benötigen – denn es ist relativ sinnlos einen Font für einen deutschen Text zu verwenden, wenn dieser keine Umlaute zur Verfügung stellt, oder keine Minuskeln (Kleinbuchstaben), wenn wir damit einen Fließtext schreiben wollen. Es sollte also nicht an den notwendigen Zeichen fehlen und diese Zeichen sollten sich alle gut voneinander unterscheiden. Es kostet uns Mühe beim Lesen, wenn sich Buchstaben zu sehr ähneln. Der Leser soll sich nicht anstrengen, die Worte zu entziffern, sondern sich darauf konzentrieren können, die Message zu verstehen, die wir ihm mitteilen wollen. Auch kann es nicht schaden, wenn der Font verschiedene Schnitte mit sich bringt, so dass wir bei Bedarf Bold, Light oder Italic verwenden können, sollten wir dies in unserem Text verwenden wollen.
Kontrast
Der Kontrast zwischen Buchstaben und Hintergrund ist ein weiterer wichtiger Faktor bei der Auswahl eines Fonts. Ein Font mit zu wenig Kontrast kann schwer zu lesen sein, während ein Font mit zu viel Kontrast anstrengend für die Augen sein kann.
Kompatibilität
Heutzutage muss ein guter Font auch mit verschiedenen Geräten und Betriebssystemen kompatibel sein. Ein Font, der auf einem Computer gut aussieht, kann auf einem Smartphone oder Tablet anders aussehen. Es ist daher wichtig sicherzustellen, dass der ausgewählte Font auf allen Geräten und Betriebssystemen gut aussieht.
Lizenzierung
Zu guter Letzt ist es wichtig sicherzustellen, dass der ausgewählte Font lizenziert ist. Einige Fonts sind kostenlos, während andere eine Lizenz erfordern. Es ist daher wichtig vorab abzuklären, dass Du den ausgewählten Font kostenlos verwenden kannst oder diesen erstmal erwerben musst.
Kreiere die richtige Stimmung!
Neben der Lesbarkeit, ist besonders wichtig, welche Stimmung wir beim Leser kreieren wollen. Ein und dieselben Worte können mit einem unterschiedlichem Font verschiedene Emotionen auslösen. Die Stimmung des Fonts muss außerdem mit dem Thema des Textes harmonieren. Eine Schriftart im Graffiti-Stil passt super als Titel für einen Bericht über Straßenkunst, aber wohl kaum zu einem Beitrag über unsere Wirtschaftslage. Wird die falsche Stimmung kreiert, wendet sich der Leser womöglich ab und unsere Worte bekommen gar nicht erst die Chance von unserer eigentlichen Zielgruppe erfasst zu werden.
Manche Schriften sind deswegen so beliebt, weil sie die richtige Stimmung und Lesbarkeit besitzen. Die „Arial“ oder „Helvetica“ zum Beispiel, sind sicherlich auch wegen ihrer Neutralität so attraktiv. Denn sie sind für einen Sportbericht genauso einsetzbar, wie für einen Beitrag über Babyspielzeug oder einen ungelösten Mordfall.
Zu einer der beliebtesten Serifenschriften dagegen gehört auf jeden Fall die „Times“. Während Serifen das Lesen zwar erschweren, verursachen solche Fonts allerdings auch eine seriöse und konservative Stimmung, die bei Zeitungen viel Anklang finden und als Vorbild für andere seriöse Institute dienen. Einer Bank, deren Wortmarke in einer Serifenschrift gestaltet ist, vertraut man sein Geld doch eher an, als wenn das Design verspielt dekorativ ist. Die richtige Stimmung führt also schnell zum Erfolg oder Misserfolg.
Warum sind manche Fonts verpönt?
À propos Misserfolg: schon in meiner Grafikdesign-Ausbildung haben wir ganz schnell gelernt, dass es ein Sakrileg ist, bestimmte Fonts zu verwenden. Als gäbe es ein ungeschriebenes Gesetz, das verbietet eine dekorative Headline in „Zapfino“ zu schreiben oder einen Text in der „Comic Sans“. Egal, ob diese Fonts zum Thema passen oder nicht.
Manche Schriftarten sind aufgrund ihrer Klischeehaftigkeit so tot-verbraucht, dass man gut auf sie verzichten kann und offenbar auch sollte, wenn der Leser mehr Zeit damit verbringt, sich über die Schriftart zu ärgern, anstatt den Text zu lesen. Wenn immer die gleichen Schriften für immer das gleiche Thema verwendet werden, dann verwandelt sich ein passender Font schnell zu einem verpönten. Darum:
• Verwende nicht die „Comic Sans“, nur weil es sich um einen lustigen Text handelt.
• Verwende nicht die „Zapfino“, nur weil es dekorativ sein soll.
• Verwende nicht die „Papyrus“, nur weil es um ein antikes Thema geht.
• Verwende nicht die „Lithos“, nur weil es sich um ein griechisches Lokal handelt.
In dieser Liste fühlen sich mit Sicherheit noch ein paar weitere verpönte Fonts in der richtigen Gesellschaft. Es geht dabei nicht darum, auf keinen Fall eine passende Schriftart zum Thema zu verwenden. Eine lustig anmutende Schrift passt natürlich zu einem lustigen Thema. Allerdings gibt es so viel mehr Auswahl, als nur diese eine passende Font und an dieser Auswahl sollte man sich bevorzugt bedienen!
Nachteilig bei diesen Schriften ist auch, dass unter ihrer Individualität die Lesbarkeit leidet. Bei einem dekorativen Font passiert es nicht selten, dass man manche Buchstaben aus dem Kontext heraus erschließen muss. Das ist ziemlich unpraktisch und eignet sich vielleicht für eine kurze Headline, aber gar nicht für einen Fließtext.
Fazit:
Ein guter Font ermöglicht optimale Lesbarkeit und verursacht weder Mühe noch Abneigung. Er verfügt über alle notwendigen Zeichen, ermöglicht es im Optimalfall verschiedene Schriftschnitte einzusetzen und harmoniert mit dem Thema. Außerdem sollte man immer vor Augen haben, wen man damit ansprechen möchte, damit der Text nicht an der Zielgruppe vorbei geht.